dass die Menschheit in so kurzer Zeit in eine Pandemie globalen Ausmaßes schlittert, die das Leben von so vielen Menschen umwälzt? Corona hat unser Leben ganz schön auf den Kopf gestellt. Immer noch kämpfen Ärzte und Krankenschwestern weltweit um das Leben von Menschen, die sich mit dem Virus infiziert haben. Aber auch für jene Menschen, die sich (noch) nicht mit dem Virus angesteckt haben und die womöglich die direkten Auswirkungen des Virus auf die Gesundheit am eigenen Leib nicht zu spüren bekommen, sind von den „Nebenwirkungen“ dieser Pandemie betroffen. Hier ist es vor allem das Abstandhalten und die damit verbundenen Maßnahmen, die nicht nur das natürliche Bedürfnis von uns Menschen nach Gemeinschaft und sozialen Kontakten auf eine harte Probe stellen. Auf unsere Tätigkeit als Musiker hat das eine richtig krasse Auswirkung. Auch ich musste in den letzten Monaten einige Konzerte absagen. Hochzeiten, auf denen ich gespielt hätte, wurde abgesagt oder verschoben. Auch das mittlerweile jährlich stattfindende VIVE LA VIE Festival in Stuttgart, das ich seit Jahren mitorganisiere, wurde auf 19/20.September verschoben! (und findet jetzt zum Glück auch statt!) Durch die fehlenden Auftritte fallen natürlich auch Einnahmen weg und für manchen Musiker sind die Corona Unterstützungsmaßnahmen von Seiten des Staates nur blanker Hohn, da sie nur die laufenden Betriebskosten abdecken (die wir Musiker aber kaum haben, da wir vieles von Zuhause aus machen) und nicht die tatsächlichen Einkommensverluste durch Gagen-Ausfälle.
Aber Not macht auch erfinderisch und so hat die Corona-Pandemie auch einige positive Entwicklungen zutage gefördert. Neue, kreative Konzert- Formate sind entstanden und weiter im Entstehen. So hat das Feierabendkollektiv in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro Sorglos, dem Jugendhaus CANN und der Firma EventsgmbH in Stuttgart (mittlerweile ein eingetragener Verein mit Gemeinnützigkeit) Streaming Formate entwickelt, wo KünstlerInnen via professionellem Ton- und Videobild online auftreten können, über diverse soziale Netzwerke gestreamt werden und für die ganz unkompliziert via Online-Spendenbutton Geld gesammelt wird. So kann den teilnehmenden KünstlerInnen eine Fixgage ausgezahlt werden. Diese Streaming-Konzerte hatten bisher pro Konzert mehrere hundert Zuschauer aus allen Teilen der Welt und machen die KünstlerInnen so über die Grenzen Stuttgarts und Deutschland hinaus bekannt. Jetzt, mit den etwas gelockerten Maßnahmen blühen Gartenkonzerte auf. Diese finden mit limitierter Sitzplatzanzahl im Freien statt und ermöglichen es den KünstlerInnen wieder, vor Publikum aufzutreten und den ZuschauerInnen wieder (wenn auch nicht hautnah) die unersetzlich, magischen Momente von Live-Musik miterleben können.
Nachdem ich bereits am 11.Juli auf meiner erste Garten-Hochzeit gespielt habe, werde ich nun am 25.7. das erste Mal wieder live vor Publikum auftreten: im weitläufigen Außengarten der schönen Kelter in Alsheim werde ich zusammen mit Marcel Cestari ein musikalisches Feuerwerk zünden, das jetzt nach dieser langen Wartezeit umso kraftvoller und verspielter werden wird – soviel ist jetzt schon sicher. Am 1. August habe ich die Ehre für ein Online-Wohltätigkeitskonzert zu spielen, das vom Verein Swaranjali Delhi und Pracheen Kala Kendra in Zusammenarbeit mit Gunijankhana veranstaltet wird und das mein in Indien beheimateter Freund und Sitar-Meister Subrata De initiiert. Musiker aus aller Welt werden daran teilnehmen. Daher auch der treffende Name „Music without Boundaries“. Spenden dafür kommen den Helfern und Opfern von COVID-19 zugute. (nähere infos dazu auf: http://swaranjali.org/). Den Abschluss diesem kleinen Wiederaufleben von Live-Konzerten bildet am 2. August ein 1-stündiges Konzert von mir im Rahmen von „Sommer im Schloss“ des Landesmuseums Baden-Württemberg, das im Innenhof des Alten Schlosses Stuttgart stattfinden wird. Beginn ist 15.00 Uhr.
Ich wünsche uns allen in dieser schweren Zeit Kraft, Gesundheit und das Vermögen, die aufkommenden Probleme im Zuge dieser Krise mit Geduld, Ausdauer, Mut zu bewältigen. Jede Krise birgt in sich ein Potential für Veränderung und Neubeginn. Mögen wir dies bedenken und darauf vertrauen, dass jede Krise auch ein Ende hat und jedem noch so anstrengenden Berganstieg der erholsame Abstieg folgt.
Alles Gute!
Omid
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